Mittwoch, 26. März 2008

Ein Zentrum Bautzens








Über die Altstadt Bautzens kann man in der Weite des Internets und in klugen Büchern wahrlich genug und vor allem Qualifizierteres finden, als ich es zu schreiben vermöchte. Darum sei, der Ausrichtung dieser Seite entsprechend, hier auf ein anderes Zentrum der Stadt verwiesen, das weit weniger Beliebt-, geschweige denn Bekanntheit bei Touristen genießt, aber nichtsdestotrotz einen Besuch wert sind.

Weit im Osten der Stadt, an der Bushaltestelle mit dem schönen Namen "Erich-Weinert-Straße / Hochhaus", liegt das Zentrum des Doktor-Salvador-Allende-Viertels. Das namengebende Hochhaus ist ein zwischen all den fünf- und sechsstöckigen Bauten aufragender Neungeschosser mit Laubengängen und einem flachen Ladentrakt, der an der Kreuzung der Doktor-Salvador-Allende-Straße zur Hanns-Eisler-Straße steht und den Blick aus beiden Richtungen bestimmt. Ob es das Café auf der Dachterasse noch gibt, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es deutete zumindest leider nichts darauf hin.

Gegenüber ziehen sich zu beiden Seiten die Hanns-Eisler-Straße Flachbauten mit Geschäften hin, und dort steht auch das "Andena": ein großartiges Mehrzweckgebäude, das geschickt unter Ausnutzung der Hanglage in zwei Ebenen gebaut ist, von denen die obere Läden und die untere das Restaurant "China-Town" enthält, wo mir in hübschem kitschig-folkloristischem Ambiente eine für zwei Personen ausreichende (wenn auch nur eingeschränkt leckere) Portion Reis und Gemüse für wenig Geld serviert wurde.

Das Gebäude ist, der Chile-Thematik entsprechend, mit südamerikanisch anmutenden Mosaiken verziert: Masken, Feuer und ein Regenbogen sind vielleicht zu lesen als Allegorie auf die Tragödie um die Unidad Popular, die doch die Flamme des Sozialismus nicht ersticken kann. Das Flammenthema ist dann auch in einer Skulptur am Rande des Platzes noch einmal aufgenommen.

Überhaupt, der Platz: Das untere Stockwerk, das etwas unter dem Bodenniveau liegt, hat so Gelegenheit, sich zu einem kreisrunden Platz mit amphitheaterhafter Stufenbegrenzung zu öffnen. Hier könnte man wunderbar Konzerte veranstalten! Doch auch so weiß die Anlage zu überzeugen, und als ich an einem Karfreitag hier weilte, kamen gegen Mittag reihenweise Familien herbei, um Peking-Ente und Chinapfanne als Festtagsschmaus zu genießen. Sollte ich mir irgendwann einmal einen Umzug in die Oberlaustitz überlegen, dann wäre diese Gegend wohl mein Ziel.