Samstag, 1. September 2007

Noch zweimal Stephan Horota



Horota wurde auf dieser Seite bereits mehrfach gewürdigt, und angesichts seines "Jungen Fuchses" und der "Eisbärenmutter" müssen meine LeserInnen nicht erst bei der Direktion des Tierparks Berlin - Friedrichsfelde nachfragen, um zu wissen, dass "sein bildnerisches Schaffen ... vorrangig der Tierdarstellung [gilt]". Um meine Serie sommerlicher Ausflüge auf die Potsdamer Freundschaftsinsel weiterzuführen, möchte ich nun noch zwei horotasche Werke vorstellen, die ebenfalls der Tierplastik zuzurechnen sind: Zwischen all den nackten Menschen in den Gärten der Insel kommt nämlich auch die Tierwelt nicht zu kurz, und so begegnet uns ein über den Gehweg schlendernder "Bär" und ein weiterer Abguss des "Jungen Fuchses", der durch ein Blumenbeet schleicht.

Kosmonauten in Marzahn




"26. August. Um 15.51 Uhr MEZ startet Sojus 31 zum erfolgreichen Flug des ersten Kosmonauten der DDR, Siegmund Jähn, mit dem sowjetischen Kommandanten Waleri Bykowski. Am 27. 8. um 17.38 Uhr MEZ koppelt Sojus 31 an den Orbitalkomplex Salut 6/Sojus 29 an. Gemeinsam mit den sowjetischen Kosmonauten Wladimir Kowaljonok und Alexander Iwantschenko absolvieren sie sieben Tage lang ein umfangreiches Programm gemeinsamer Forschungen und Experimente. Am 3. 9. landen Siegmund Jähn und Waleri Bykowski im vorgesehenen Zielgebiet der Sowjetunion mit Sojus 29."

So nüchtern, wie es das Buch "Unser Staat - DDR-Zeittafel 1949-1988" (Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR (Hg.). Berlin 1989) beschreibt, wird der Sojusflug wohl nicht in der Bevölkerung der DDR aufgenommen worden sein, fanden doch Erfolge im "Space Race" zu Zeiten des Kalten Krieges noch weitaus mehr Beachtung als heutzutage. Die am 22. 9. 1978 erfolgte Benennung der zu dieser Zeit noch im Bau befindlichen Magistrale in Berlin - Marzahn in "Allee der Kosmonauten", die anlässlich eines Besuchs der beiden Raumfahrer stattfand, passte ganz in den Rahmen der neuen Gesellschaft, die dieses größte sozialistische Wohngebiet verkörperte, und die leider schon ein Jahrzehnt später ihr Ende fand. Noch heute erinnert ein pultartiges Denkmal mit einem verkleinerten Abguss von Walter Womackas Relief "Mensch und Raum" (die größere Ausgabe ist vom Haus des Reisens am Alexanderpatz bekannt) an die Himmelsstürmerei, die sowohl Jähn und Bykowski als auch die Schöpfer Marzahns vor mittlerweile 30 Jahren unternahmen.

Zwei Denkmäler in Lübbenau






Lübbenau im Bezirk Cottbus ist eigentlich gar nicht eine Stadt, sondern zwei Städte, denn die Eisenbahnlinie durchtrennt nicht nur den Ort, sondern zwei städtebauliche Welten. Auf der einen Seite die beschauliche Altstadt mit ihrem klassizistischen Schloss, den engen Gässchen und dem typischen Spreewaldflair, bestehend aus Kahnfahrten und eingelegten Gurken, und auf der anderen Seite die sozialistische Neustadt, die seit 1957 zusammen mit dem Braunkohlekraftwerk als Wohnstadt für die Arbeiter errichtet wurde.

Nachdem das Kraftwerk in den 90er Jahren geschlossen wurde, ist heute der Gurkentourismus die wichtigste Einnahmequelle des Ortes. Die Jugendlichen fristen derweil das übliche Kleinstadtdasein, sitzen wochenends trinkend auf dem Sportplatz und rufen den vorbeigehenden Christopher Tracy und Leninallee "Sieg Heil" und "Ihr seid der Abschaum der Menschheit" hinterher (auch das ist leider nicht unüblich für diese Region). Vielleicht sollte man sie zum in Bahnhofsnähe gelegenen Denkmal der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und zum Sowjetischen Ehrenmal der Stadt schicken (das glücklicherweise noch nicht mit Hakenkreuzen, sondern nur mit den Worten "Sido I love you" besprüht ist) und sie mit den Köpfen kräftig gegen die Ziegelwände der Denkmäler schlagen, auf dass es als antifaschistischer Denkanstoß wirke.

Tiere Am Schlaatz


Dass es in Wohngebieten, die in industrieller Bauweise erstellt sind, wichtig ist, den einzelnen Bereichen ein individuelles Gepräge zu geben, wurde auf dieser Seite bereits in einem Beitrag zur Potsdamer Waldstadt erwähnt. In der etwas weiter nördlich gelegenen Siedlung "Am Schlaatz" ist dieses Prinzip in besonders hübscher und der naturnahen Lage entsprechenden Weise gelöst: Die Wohnkomplexe tragen Namen wie "Bisamkiez", "Otterkiez" oder "Biberkiez" und die Blöcke sind mit stark stilisierten Bildern des jeweils namengebenden Tieres gekennzeichnet. Zwischen all diesen Nagetieren verbirgt sich noch eine weitere Viecherei in der Mitte einer Fußgängerpromenade: eine Katze und ein erst auf den zweiten Blick als zotteliger Hund erkennbares Riesenwollknäuel, die angesichts der sie umgebenden niedlichen Tierwelt ihre natürliche Feindschaft vergessen und sich friedlich aneinander schmiegen.

Blankenfelde - Sowjetisches Ehrenmal


"Was die Armeen der Sowjetunion, die Söhne des Landes des Roten Oktober, für die Befreiung unseres Volkes und der Völker Europas vom Hitlerfaschismus an Opfern gebracht haben, wird besonders auf dem Terrritorium unseres Bezirkes um Berlin eindringlich deutlich. Tausende gaben in der letzten entscheidenden Schlacht des zweiten Weltkrieges ihr Leben, damit wir leben. Sie ruhen in märkischer Erde. Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten! Eure Tat bleibt unvergessen!"

Diese Worte Franz Rentmeisters, des Vorsitzenden des Bezirkskomitees Potsdam der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR (in: D. Schulte (Hg.): Historische Gedenkstätten der Arbeiterbewegung, des antifaschistischen Widerstandskampfes und der Befreiung vom Faschismus im Bezirk Potsdam - Von den Anfängen bis zum Jahre 1945. Potsdam 1983) wären eine gute Wahl gewesen für die Tafeln, die in neuerer Zeit an den beiden Massengrabfeldern der Roten Armee auf dem Blankenfelder Friedhof angebracht wurden, welche zusätzlich zu den Gräbern namentlich bekannter Gefallener dort angelegt sind. Eine bessere Wahl zumindest als das Albert-Schweitzer-Zitat "Die Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens" und der unsägliche Satz "Gedenkt ihrer und aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft!", denn die Sätze Rentmeisters machen deutlich, dass es hier nicht einfach nur um bedauernswerte Opfer eines Krieges geht, mit dessen Zielen sie selbst nichts zu tun hatten, sondern um Soldaten, die für die Verteidigung des Sozialismus und den Sieg über den Faschismus ihr Leben ließen.

Neben dem sowjetischen Ehrenfriedhof mit seinem Denkmal, dass von einem wehrhaften Schild mit Rotem Stern geschmückt und von Hammer und Sichel gekrönt ist, wurde hier laut dem oben zitierten Buch auch ein "Ehrenhain antifaschistischer Widerstandskämpfer, verdienter Parteiveteranen und Aktivisten der ersten Stunde" angelegt, der mir allerdings nicht auffiel und über den mir der betont unhöfliche Friedhofswärter wohl auch nichts erzählt hätte, wenn ich ihn danach gefragt hätte.

Donnerstag, 30. August 2007

Spätsommer auf der Freundschaftsinsel





Auch wenn mittlerweile längst nicht mehr so angenehme Temperaturen herrschen wie noch im Juni, bieten die Gartenanlagen auf der Freundschaftsinsel zu Potsdam weiterhin ein sommerliches Bild dank einer Reihe entspannter Aktskulpturen, die den Betrachter glauben machen, das Klima lasse noch immer ein Nickerchen auf dem Rasen zu. Und tatsächlich scheint auf der Freundschaftsinsel der Sommer nicht vorbeigehen zu wollen, schließlich läuft auch bei den derzeitigen 17° Höchsttemperatur das Programm im Freilichtkino (gebaut anlässlich der '73er Weltfestspiele vom VEB Spezialbau Potsdam) noch weiter.

Die Werke und ihre Schöpfer: "Harmonie" von Dietrich Rhode (1965), "Schwimmerin" von Fritz Cremer (1960), "Jugend" von Horst Misch (1979) sowie eine letzte Statue, zu der ich keine Details ermitteln konnte, da die Plakette bereits unter hochgewachsenen Gräsern verschwunden ist. Über entsprechende Hinweise der Leserschaft würde ich mich freuen.

Steinerne Tierwelt der DDR #7


Bereits in der ersten Folge dieser Reihe war ein Nilpferdpaar, bestehend aus Elternteil und Kind, vertreten, das einen prominenten Platz in der Potsdamer Wilhelm-Külz-Straße (heute Breite Straße) einnimmt und von jedem Touristen gesehen werden kann, der mit den Bussen der "Schlösserlinie" zum Park Sanssouci fährt. Um ihre hier abgebildete Zwillingsgruppe zu finden, muss man dagegen schon genauer hinsehen, ist sie doch versteckt hinter einer Litfasssäule an dem netten, aber ziemlich eingezwängt in der historischen Stadtstruktur gelegenen Bezirkskrankenhaus (heute Klinikum Ernst von Bergmann), das weitgehend seit 1977 nach Entwurf von Karl-Hermann Hönsch errichtet wurde.


Die verborgene Position der Tiere hat ein unbekannter Übeltäter genutzt, um geschützt in die Flanke des größeren der beiden ein Loch zu schlagen, was uns aber wenigstens die Erkenntnis bringt, dass diese Betonfiguren von innen hohl sind.

Mittwoch, 29. August 2007

Glasow - Sowjetisches Ehrenmal




Das zu Blankenfelde-Mahlow gehörende Dörfchen Glasow hat unter anderem ein schreckliches Kriegerdenkmal zu bieten, welches das Sterben fürs Vaterland "den Lebenden zur Nachahmung" empfiehlt. Die neu angebrachte Tafel, die sich mit der Gedenkformel des wiedervereinigten Großdeutschland gegen "Gewaltherrschaft" wendet, macht das auch nicht besser.

Viel interessanter ist da der 1946 errichtete sowjetische Ehrenfriedhof des Ortes mit seinem abgestuften Backsteinobelisken und den Tafeln am Eingangstor, die in russischer und deutscher Sprache verkünden, dass "das sowjetische Volk ... die Zivilisation Europas vor den faschistischen Zerstörern gerettet" hat. Das Zitat Stalins von 1944 entspricht zwar der Realität, in der Weise, dass es tatsächlich die Rote Armee war, die den größten Beitrag zur Befreiung Europas vom faschistischen Deutschland leistete. Leider aber war es letztendlich 45 Jahre später eben diese Zivilisation Europas, die den Sieg über den sowjetischen Sozialismus davontrug und diesen heute tagtäglich mit dem Deutschland der "faschistischen Zerstörer" als "Gewaltherrschaft" in einen Topf wirft.