Freitag, 8. Juni 2007

Sommer auf der Freundschaftsinsel

Anlässlich des schönen Wetters seien heute zwei Skulpturen auf der Freundschaftsinsel in Potsdam vorgestellt, die dem aktuellen Klima mehr als gerecht werden.


"Schönheit des Menschen in der Natur" heißt die 1974 von Margret Middell (auf dem Schildchen - immerhin, es gibt eins - steht fälschlicherweise "Magret Midell") geschaffene Figurengruppe aus Bronze. Die drei sich entspannt räkelnden Nackten passen perfekt in die Parkanlage, in der bei den heutigen 30 Grad ohnedies diverse Oben-Ohne-Frauen und -Männern die Sonne genossen. Middell, die neben diversen Werken im norddeutschen Raum auch mit den Bronzereliefs "Die Würde und Schönheit freier Menschen" zum Berliner Marx-Engels-Forum beigetragen hat, ist auch heute noch aktiv. Ihrem Eintrag auf der Seite des Künstlerbundes Mecklenburg-Vorpommern zufolge liegt ihr Arbeitsschwerpunkt bei "Fragen menschlicher Existenz".


Als zweites begegnet uns ein alter Bekannter: Der Gärtner von Blankenfelde hat sich auch der Potsdamer Grünflachen angenommen und verrät uns auf seiner Plakette auch endlich etwas mehr über sich: "Gärtnerjunge / Karl-Heinz Schamal, 1963". Wie uns "Bildhauerei in Berlin" mitteilt, gibt es von der gleichen Statue noch mehr Abgüsse in Berlin. Die Originalversion vom Antonplatz, die dort angeführt wird, steht allerdings meines Wissens nicht mehr. Auch Schamal hat übrigens ein Werk geschaffen, das das Gesicht der Hauptstadt der DDR prägt: Die Fassade des Kinos International in der Karl-Marx-Allee, über die hier vielleicht demnächst auch ein Beitrag erscheinen wird.

Rigas Befreiung





Als ich im letzten Sommer auf einen Kurzbesuch nach Riga, der Hauptstadt der ehemaligen Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik fuhr, hielt ich es in den engen, verwinkelten Gassen des Stadtzentrums nicht lang aus. Das weniger eng bebaute Westufer der Daugawa sagte mir da schon mehr zu, kann man hier doch wenigstens weiter als zehn Meter blicken und sich somit ein Bild davon machen, wo man sich eigentlich befindet.

Hier steht auch, jedenfalls noch so lang wie es die lettische Regierung nicht auf eine Verschlechterung der Beziehungen zu Russland anlegt, das Monument für die Befreier Rigas. Wann und durch welchen Bildhauer es errichtet wurde, kann ich nicht sagen, aber sicher ist, dass es neben dem Fernsehturm das Schönste ist, was ich in dieser Stadt zu Gesicht bekam.
Um einen Turm aus in die Höhe schießenden roten Sternen gruppieren sich in stark stilisierter Darstellung drei sowjetische Soldaten und eine typische Mutter-Heimat-Figur.

Der heutige Zustand des Denkmals könnte besser sein. Die ursprünglichen Inschriften sind abmontiert und die Bebauung der Parkanlage ist teilweise arg bröckelig. Wie allerdings die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti kürzlich meldete, sind wenigstens die Graffiti entfernt worden.

Donnerstag, 7. Juni 2007

Der Gärtner von Blankenfelde


Wie an zahlreichen Plakaten in Blankenfelde zu sehen ist, bringt der Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld zum Großflughafen Berlin Brandenburg International die Bewohnerschaft des Ortes in Wallung. Ich als Tourist freute mich bei meinem Besuch aber über jedes Flugzeug, das die Monotonie der endlosen Einfamilienhausstraßenschluchten ein wenig störte. Auch der Gärtner, der in Bronze gegossen vor dem Gemeindezentrum steht, scheint sich über die Abwechslung zu freuen; er zieht den Hut zum Gruße vor den Fliegern.

Mahlow - Karl-Marx-Platz


Das zu Blankenfelde gehörende Mahlow im Kreis Teltow-Fläming ist arm an Sehenswertem. Das Spannendste, das mir hier vor die Augen kam, war ein mit Handyradio bewaffnet durch die Straßen stiefelnder Dorfhiphopper, der mich zugekokstem Blick durchbohrte, als ich mir auf dem Ernst-Thälmann-Platz die Schuhe zuband. An einem anderen, ebenfalls nach einer Ikone der Arbeiterbewegung benannten Ort schoss ich dieses traurige Bild: Lediglich die eingemeißelte Inschrift auf einem Findling (immer die Notlösung für Projekte, für die kein richtiger Bildhauer zur Verfügung steht) informiert den Wanderer, dass er sich hier am Karl-Marx-Platz befindet.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Lenin in Pawlowsk


Wer die antikommunistische Bildstürmerei im Gebiet der ehemaligen DDR gewohnt ist, dem gehen schnell die Augen über, wenn er sich durch die heutige Russische Föderation bewegt. Die Zeichen der vergangenen Sowjetmacht bestimmen hier nämlich noch immer in einer Vehemenz den öffentlichen Raum, dass es manchmal schon penetrant wirkt. Eine der zahlreichen noch stehenden Leninstatuen, die man hierzulande ja an einer Hand abzählen kann, begegnete mir im Zentrum der Kleinstadt Pawlowsk im Oblast' Woronesh. Der in einen Mantel gekleidete Revolutionär zerknüllt eine Schiebermütze in der Hand und scheint gerade leidenschaftlich zu agitieren.

Sommer in Eisenhüttenstadt




Die Außenwand einer Turnhalle in Eisenhüttenstadt (den genauen Standort habe ich mir leider nicht gemerkt) wird durch dieses Panoramabild typischer Strandszenen geschmückt. Unter das Bild hat jemand mit Filzstift die schönen und sehr passenden Worte geschrieben: "Beachgirl, I love you forever and ever".

Wandbild in Leipzig


Dass dieses wunderschöne Wandbild ausgerechnet in der Bürgerbewegungsstadt Leipzig noch nicht vernichtet wurde, grenzt an ein Wunder. Das Bild ist an einer Schule in der Südvorstadt angebracht und vereint in reduzierter, stark abstrahierter Bildsprache die Zeichen einer sozialistischen Macht, die den technischen Fortschritt in menschlichen Dienst stellt und bereit ist, sich auch mit der Waffe zu verteidigen.

Dienstag, 5. Juni 2007

Berlin - Philipp-Schaeffer-Gedenktafel


Der zweite Band des Nachschlagewerks "Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus" (S. Endlich u.a., Bonn 1999) weiß über diese Tafel in Berlin - Mitte zu sagen: "Gedenktafel für Philipp Schaeffer, Dorotheenstraße 69 (zu DDR-Zeiten Clara-Zetkin-Straße): Der Wissenschaftler Dr. Philipp Schaeffer, Orientalist, Sinologe und Bibliothekar, hatte sich 1928 der KPD angeschlossen. Er wurde 1935 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Freilassung aus Luckau nahm er Kontakt zur Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe auf. Er verletzte sich schwer, als er versuchte, ein jüdisches Ehepaar zu retten, das sich mit Gas das Leben nehmen wollte. Im Oktober 1942 wurde er wieder verhaftet, am 13. Mai 1943 in Plötzensee hingerichtet." Nachzutragen wäre, dass außerdem die Bibliothek in der Brunnenstraße 181, wo Schaeffer beruflich und politisch tätig war, seit 1952 seinen Namen trägt (mehr dazu bei "Berlin Street").

Steinerne Tierwelt der DDR #4


Pelikanpärchen aus Beton in Potsdam, am Ufer zwischen Schifffahrtshafen und Langer Brücke.

Montag, 4. Juni 2007

Kinderfreuden in Potsdam



Zur Ostseite der Neustädter Havelbucht hat die Kindertagesstätte Froschkönig ihren Sitz. Das Gebäude, 1981 gebaut, bezaubert durch zwei großflächige Entenmosaiks an den Eingängen.


Steinerne Tierwelt der DDR #3: Vorm Haus steht auch wieder eines der hier schon mehrfach gewürdigten Betontiere, diesmal handelt es sich um einen Stier.



Die Außenmauer des Geländes wird durch eine Keramikarbeit von J. und C. Buhlmann geschmückt: spielende Kinder, Drachen, Vögel, Mond und Sonne. Das Künstlerehepaar ist übrigens im Potsdamer Stadtteil Neu Fahrland immer noch in Sachen Malerei und Keramik aktiv, ein Besuch ihrer Werkstatt könnte sich lohnen.

Berliner Eisbären



Diese von ihren Kindern umgebene Eisbärenmutter schaut flehenden Blickes zum Eingang der Poliklinik in der Prenzlauer Allee. Ob man ihr Einlass gewähren wird? Bei dem Namenspatron des Krankenhauses, dem als Armenarzt bekannten Sozialdemokraten Karl Kollwitz (Ehemann von Käthe K.) dürfte sie wohl an der richtigen Adresse sein.


Nachtrag 5.6.: Der Künstler ist übrigens von Stephan Horota, Schöpfer zahlreicher weiterer Tierskulpturen in Berlin.

Oberschule Fritz Große in Berlin




Vor hundert Jahren war der Berliner Bezirk Prenzlauer Berg noch bekannt für Mietskasernen mit protziger Straßenfassade, hinter der sich verschachtelte elende Hinterhöfe verbergen. Nachdem hier zu DDR-Zeiten durch Renovierung nach und nach halbwegs wohnliche Verhältnisse geschaffen wurden, ist das Gesicht des Viertels heutzutage vor allem durch linksalternative AkademikerInnen und grünes Wahlvolk geprägt.


Trotzdem kann man aber, wenn man hier auf Entdeckungsreise geht, auch auf die eine oder andere Kostbarkeit treffen, so z.B. am Rande der ebenfalls sehr sehenswerten, von Bruno Taut projektierten Wohnsiedlung zwischen Erich-Weinert-Straße und Grellstraße. Hier hat auch heute noch die staatliche Ballettschule ihren Sitz (nur ist der Staat freilich ein anderer), und neben ihr befindet sich das Gebäude der mittlerweile geschlossenen Erweiterten Oberschule Fritz Große. Besonders schön ist die den Schulhof begrenzende Wand, in die diverse Porzellanfiguren eingearbeitet sind (von denen bemerkenswerterweise auch noch viele unbeschädigt sind).


Dem Namensgeber der Schule ist eine Wand mit einer Metallplatte gewidmet, die neben dessen Namen, Gesicht und Lebensdaten auch ein Bild eines Reiters mit Säbel ziert. Letzteres bezieht sich wahrscheinlich auf Großes Zeit als Rotarmist. Der zweite Band des „BI-Universallexikon“ (Leipzig 1986) informiert: „Große, Fritz, 5. 2. 1904-12. 12. 1957, Politiker, Holz- und Bauarbeiter; kämpfte 1920 in den Reihen der Roten Armee und trat nach seiner Rückkehr 1921 der KPD bei. Er arbeitete vor allem im KJVD, zu dessen ZK-Vorsitzenden er 1932 gewählt wurde. G. war nach 1933/34 einer der führenden Organisatoren des antifaschist. Widerstandskampfes des KJVD. 1934/45 war er in faschist. Zuchthäusern und KZs eingekerkert. 1945/49 wirkte G. in Partei- und Staatsfunktionen in Sachsen für die antifaschist.-demokrat. Umwälzung. 1949/52 war er Botschafter der DDR in der ČSR und danach im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten tätig.“ Wenn Stayfriends recht hat, dürfte die Schließung der Schule auch erst drei Jahre zurück liegen, wobei angesichts der Benennung nach einem SED-Funktionär erstaunlich wie erfreulich ist, dass offenbar nie eine Umbenennung stattgefunden hat.


Nachtrag 5.6.: Dank "Bildhauerei in Berlin" weiß ich nun auch, dass die Reliefwand 1973 von Gerhard Rommel geschaffen wurde, der unter anderem auch für das schöne, aber heutzutage zwischen den neuen Bauten des Cubix-Kinos und der Rathauspassagen eingezwängte Bauarbeiterdenkmal auf dem Alexanderplatz verantwortlich zeichnet.