Dienstag, 3. Juli 2007

Zweimal Stephan Horota

Dass es in den Zeiten, als der Prenzlauer Berg noch ein Bezirk von Berlin, Haupstadt der DDR, war, viele Ansätze gab, dieses einstige proletarische Ghetto wohnlicher zu machen, kann man angesichts seines heutigen Zustands als Hochburg des kulturbetrieblichen Kleinbürgertums leicht übersehen. Nachdem auf dieser Seite bereits auf die Fritz-Große-Schule, ein antifaschistisches Ehrenmal und die Eisbärenmutter von Stephan Horota hingewiesen wurde, möchte ich nun zwei weitere Werke des letztgenannten Bildhauers vorstellen, die am Rande des Volksparks im Prenzlauer Berg stehen.


Der "Junge Fuchs" ist eine für die DDR-Kunst typische Tierskulptur: Realistisch, aber nicht naturalistisch. Der Gegenstand der Statue ist leicht ersichtlich; man sieht sofort, dass es sich um einen Fuchs handelt; aber das Tier ist auch nicht einfach aus dem Biologielehrbuch abmodelliert, sondern auf typische, stilisierte Merkmale reduziert. Die Platzierung direkt an einem der Parkausgänge ließ mich auf den ersten Blick glauben, hier steige gerade ein echter Fuchs aus dem Gestrüpp. Insofern unterstützt die Skulptur recht gut den Zweck des Parks, als ein Stück Wald inmitten der Großstadt zu wirken.


Für "Vater und Sohn", Anfang der 70er Jahre und damit fünf Jahre nach dem "Jungen Fuchs" entstanden, hat Horota ein ganz anderes Thema gewählt. Die Darstellung eines Vaters, der seinem Sohn aus einem Buch vorliest, dass dieser ihm voller Wissbegier aus der Hand nehmen will, um selbst zu lernen, steht allerdings nicht für sich: Ihr zugesellt ist ein Relief von Birgit Horota, das Szenen aus der Geschichte des Bezirks zeigt. Beginnend im neunzehnten Jahrhundert, über den Faschismus und die Befreiung bis zum Aufbau des Sozialismus leitend, zeigt es, woraus die Gesellschaft entstanden ist, die in den 60er Jahren diesen Park schuf. Eine Abbildung des Reliefs erspare ich den LeserInnen allerdings lieber, denn inzwischen ist es leider völlig mit einem großen Graffito bedeckt.

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